Der fidele Bauer im Theater Uri

Foto: Georg Epp

Brislacher Tenor begeistert im Theater Uri

Grosse Wellen schlägt in Altdorf seit dem 7. September die modernisierte Operette «Der fidele Bauer», in welcher Timothy Löw (29) als «Stefan» nicht nur mit seiner Tenor-Stimme brilliert, sondern erstaunlich gut mit dem «Ürner Tytsch» zurechtkommt.

Geschenk der Stadt Berlin: Der Arzt und Hirnforscher «Stefan» (Timothy Löw), Sohn des fidelen Bauern, erhält für seine Verdienste die Skulptur «Die Weisheit» (Foto: Georg Epp)

bü. Seine schöne Stimme fiel dem Musiklehrer in der «Sek Zwingen» gleich auf. Also schulte Schüler Timothy «Timmy» Löw auf dessen Anraten die Stimme in der Knabenkantorei Basel, legte dann aber die Schlegel für das Trommeln bei der Basler «Wettstai Clique» zur Seite. Nach einer Lehre als Bäcker-Konditor begann er, sich ganz dem Gesang zu verschreiben. So gründete er 2011 das Ensemble «The Harmonists Basel» und den Verein «Juventus Musica Basel», wo er erste solistische Erfahrungen sammelte. Nach einem Vorstudium an der Musikakademie Basel wechselte er 2014 zur Hochschule Luzern-Musik. Sein Studium schloss er diesen Sommer mit dem «Master of Arts in Music Performance» ab, ergänzt mit der Zusatzqualifikation «Minor Alte Musik». Löw kann heute auf vielerlei Erfahrungen zurückblicken. So auf Konzertreisen mit der Knabenkantorei, auf Auftritte als Tenor in verschiedenen Chören wie auch im szenischen Musiktheater oder dann im Theater Luzern in Rossinis «L’Italiana in Algeri oder in Strauss’ «Salome».

Operette in Urner Dialekt – eine neue Herausforderung

Die Überraschung war gross, als Löw im vergangenen Jahr unverhofft zur Rolle des «Stefan», Sohn des fidelen Bauers «Zachi», kam. Ein für diese Rolle angefragter Kollege hatte ihn an die Regisseurin Franziska Dahinden weiterempfohlen. Diese engagierte den jungen Brislacher Tenor unter einer Bedingung: «Du musst Urner Dialekt sprechen und singen können.» Die etwas verstaubt wirkende Operette aus dem Jahr 1907 von Leo Fall und Victor Léon hatte Dahinden nämlich in den gesprochenen Texten und in den Liedern gänzlich auf «Ürner Tytsch» umgeschrieben und die Handlung in den Kanton Uri versetzt, doch die meist beschwingte «Müsig» aus der Silberzeit der Wiener Operette blieb unangetastet. «Da gab es neben der Rolle in Sachen Urner Dialekt einiges zu bügeln», erklärt der Brislacher dem Wochenblatt. Mit «Iär chennet ja denn cho verbi lüägä, wiä si em Stefan d Chuttlä butze!» habe er seine Bekannten in der Region Basel an eine der Vorstellungen eingeladen. Der Tenor ist sich trotz der geputzten «Chuttlä» des Lobes voll über die entspannte Atmosphäre hinter der Bühne wie in einer «grossen Urner Familie» und «ohne Konkurrenzkampf», wo er sich gleich wohl gefühlt habe. «Mit jeder Vorstellung kommt mehr Sicherheit», freut sich der Baselbieter in Urner Diensten, der, wie er bescheiden gesteht, manchmal im Foyer auch ohne seine Perücke gleich erkannt werde: «Das ist doch der Stefan!» Genau den spielt er, den Stefan mit der schönen, in langen Jahren geschulten Tenorstimme, der nach seines Vaters innigstem Wunsch hätte Theologie studieren sollen, es jetzt aber nach einem Medizinstudium in Berlin zum Arzt, Professor und Hirnforscher gebracht und sich mit Friederike, einer Tochter aus bestem Berliner Hause, verlobt hat. Einer, der sich seiner bäuerlichen Herkunft schämt, was beim unverhofften Besuch seiner Familie in der Berliner Villa zu unerwarteten Turbulenzen zwischen deutscher Hautevolée und Schweizer Bauernstand führt. Fazit: Eine Operette mit viel Witz, Gags und bekannten Melodien, ergänzt mit rassigen Urnerliedern, die eben fidel macht und die man ergo gesehen haben muss, so Löw.

«Der fidele Bauer» vom 07.09. – 06.10.2019 im Theater Uri, Altdorf. Details: www.musikbuehne-uri.ch