Tugend und Beharrlichkeit führen zur wahren Liebe

Mit «La Vera Costanza» von Joseph Haydn kommt auf der Jugendopernbühne OpernHausen ein unbekanntes Werk zur Aufführung. Inhaltlich geht es in der Tragödie ? und zugleich Komödie ? um die Schwierigkeit eines jungen adeligen Mannes, sich für eine Beziehung zu entscheiden.

Liebe und Wahnsinn sind ganz nah beieinander. Die Wechselbäder dieser Gefühle, die inneren Stürme bestimmen die Handlung der Oper «La Vera Costanza» von Joseph Haydn. Das Stück beginnt somit auch mit einem äusseren Sturm, durch den eine adelige Gesellschaft in Seenot gerät und von Fischern gerettet wird.

Im Zentrum steht der junge Graf Conte Errico, der heimlich mit dem Fischermädchen Rosina verheiratet, selber aber innerlich völlig zerrissen ist. Er weiss nicht, wo er hingehört, schwankt zwischen zärtlicher Zuneigung und bösartiger Abweisung hin und her und gerät an den Rand des Wahnsinns. Einmal schwört er sentimental und verliebt die Treue, dann droht er wieder mit dem Tod. Rosina gerät zwischen die Fronten und in unerträgliche Nöte, die sie fast an den Abgrund treiben.

Riesiges Gemeinschaftswerk

Trotz der Dramatik gibt es aber auch immer wieder Momente zum Schmunzeln. So zum Beispiel die Auftritte der exzentrischen Baronin, die den Grafen standesgemäss verheiraten will, oder die linkischen Annäherungsversuche des dümmlichen Edelmanns, der vom Fischer klar und deutlich als Rindvieh bezeichnet wird.

Nach einigen Wirren und Intrigen kommt es dann doch zum Happy End. «Eine leidgeprüfte Seele soll die Hoffnung nie verlieren, denn Tugend und Beharrlichkeit wird sie zur wahren Liebe führen.» So lautet der Text des kräftigen Schluss-Septetts der jungen Sängerinnen und Sänger. Das Ungewöhnliche am glücklichen Ende: Das einfache Fischermädchen entpuppt sich nicht als Prinzessin oder Adelige.

Am vergangenen Freitag fand in Hausen die Premiere von «La Vera Costanza» statt. Die Bühne in der Scheune des Hauses Grandezza, dem Gründerhaus der Spinnerei Weisbrod-Zürrer, ist keine Bühne im herkömmlichen Sinn – und genau dieses besondere Ambiente macht unter anderm OpernHausen zu dem, was es ist. In dem grossen Raum wird auf verschiedenen Ebenen gespielt, und nebst der Fischerhütte fehlt auch das Schiff der adeligen Gesellschaft nicht.

OpernHausen wurde 2001 von Mengia Caflisch initiiert. «OpernHausen ist mein grosses Hobby», sagt sie und ergänzt: «Nein, eigentlich ist es viel mehr als ein Hobby.» Dieses Jahr handle es sich um die 13. Inszenierung unter ihrer Leitung. OpernHausen ist jeweils ein riesiges Gemeinschaftswerk, ein Experimentierort für junge Musiker oder Sängerinnen. Zudem wirkt eine treue Helfercrew aus der nahen und auch fernen Umgebung mit und legt überall, ob im Vorder- oder im Hintergrund, mit Hand an.

Genussvolles Opernerlebnis

Was das Orchester betrifft, findet dieses Jahr zum ersten Mal eine Kooperation mit einem Jugendorchester statt, den Jungen Zürcher Harmonikern. Sie stehen unter der Leitung des 22-jährigen Dirigenten Jonas Bürgin. Die 20 jungen Musikerinnen und Musiker und die sieben Solistinnen und Solisten zaubern gemeinsam mit ihren Instrumenten und ihren wunderschönen Stimmen während zwei Stunden ein genussvolles Opernerlebnis auf die Bühne des ungewöhnlichen Opernhauses.

Das Premieren-Publikum war begeistert und bedankte sich mit grossem Applaus. Und auch Mengia Caflisch war zufrieden: «Toll! Ich habe Freude, dass die Produktion so gut gelungen ist.»